Samstag, 24. Januar 2009
 
Argentinien: Nukleare Unsicherheit PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Analia Rodríguez   
Donnerstag, 18. Januar 2007

Nicht nur in der EU gibt es eine Atomkraftdebatte. Auch in Argentinien stehen altersschwache AKWs, die in den 1970er Jahren mehr Aufregung in Europa erregten, als im Lande selbst. Dort herrschte damals eine Militärdiktatur. Aber die Verlängerung der Lebenszeit dieser Atommeiler sorgt jetzt für Kontroversen.

Montevideo. In weniger als einem Monat gab es zwei Zwischenfälle im Atomkraftwerk Embalse Rio Tercero. Damit wird die Entscheidung, das Kernkraftwerk 25 weitere Jahre in Betrieb zu halten, noch fragwürdiger. Nach der jetztigen Störung beklagte die Stiftung für Umweltschutz FUNAM (Fundación para la Defensa del Ambiente) mangelhafte Informationsvermittlung und hinterfragte das Sicherheitsniveau der Anlage.

Mitte Dezember wurde das AKW bereits vom Netz genommen, weil ein Kühlungssystem ausgefallen war und die Reparaturen vier Tage andauerten. 20 Tage später ereignete sich dann der neue Zwischenfall, weswegen das Werk bislang nicht wieder in Betrieb genommen wurde.

Der FUNAM-Vorsitzende Raúl Montenegro erklärte: "Es ist unzulässig, dass sich die Nukleare Kontrollbehörde ARN (Autoridad Regulatoria Nuclear) - eine nationale Kontrollorganisation, die den Betreibern der Anlage sehr nahe steht -, damit begnügt, eine Mitteilung an die Presse zu verschicken, die den Zwischenfall nicht beschreibt und auch nicht erklärt, warum das AKW überhaupt ständig mit Zwischenfällen zu kämpfen hat. Wenn die ARN unterstreicht, dass dieses Vorkommnis keine Auswirkung auf Personen und Umwelt hat, aber nicht detailliert preisgibt, was passiert ist, wird es schon irgend etwas Ernsteres sein." FUNAM fragte die Bundesumweltministerin Romina Picolotti und den Präsidenten der Agentur für Umwelt Córdoba, Horaldo Senn, warum "sie jedes Mal wegschauen, wenn in Embalse eine Panne passiert".

Dr. Raúl Montenegro erinnerte daran, dass das Kernkraftwerk Embalse "eine lange Geschichte von Zwischenfällen hat, die geheim gehalten wurden". Er zeigte an, dass "diese Folge von Pannen den Entschluss unvernünftig macht, die Laufzeit um 25 Jahre zu verlängern". Embalse sollte im Jahr 2010 geschlossen werden, aber die Bundesregierung will, dass das Werk überholt wird und weiter in Betrieb bleiben soll. Montenegro fügte hinzu, wenn die Zentrale "heute einen Zwischenfall nach dem anderen erlebt: Was können wir von Embalse erwarten, wenn die Ausstattung noch älter und obsolet ist?" Er regte an, dass die Verlängerung der Laufzeit "eine öffentliche Entscheidung" sein müsse und nicht aus "einer Laune des Ministers für Öffentliche Aufgaben Julio de Vido" enstehen dürfe.

Montenegro beurteilte die Umweltsituation an dem See, den das AKW zur Kühlung benutzt, als im Endstadium befindlich. Es handle sich um einen See, "der seit mehreren Jahrzehnten kloakische und radioaktive Abfälle abkriegt". FUNAM forderte die Regierung von Córdoba auf, ein unabhängiges Auditorium einzurichten, um die radioaktive Belastung zu evaluieren, die das AKW im Tal von Calamuchita bereits verursacht habe.
Dieses Auditorium solle nicht "von der Nuklearen Kontrollbehörde und auch nicht von der Nationalen Atomenergiekommission ausgerichtet werden". Montenegro bat außerdem darum, dass man verschiedene Städte der Provinz "auf einen nuklearen Störfall siebten Grades, den höchstmöglichen" vorbereite. Er kritisierte, dass derzeit Simulationen und Instruktionen nur für einen Umkreis von zehn Kilometer um das AKW herum existieren. Das sei ein Ausdruck dafür, dass man die Sache nicht sehr ernst nehme.

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